Das Wohl der Kinder an erster Stelle

17.08.2023

NRW-Schulministerin Dorothee Feller besucht Förderschulen in Alfter

Auf Einladung des Alfterer Landtagsabgeordneten Oliver Krauß (CDU) besuchte die nordrhein-westfälische Ministerin für Schule und Bildung, Dorothee Feller, am 09. August 2023 die drei auf dem Gebiet der Gemeinde Alfter gelegenen Standorte der Förderschulen des Rhein-Sieg-Kreises: die Waldschule in Witterschlick, die Vorgebirgsschule am Schlossweg und die Schule An der Wicke in Gielsdorf. Der Besuch wurde von Alfters Bürgermeister, Dr. Rolf Schumacher, begleitet. Ebenfalls mit dabei für den Rhein-Sieg-Kreis waren der Schuldezernent Thomas Wagner sowie die Leiterin des Schulamtes, Brigitte Böker, und Ingo Beemelmanns als Schulaufsichtsbeamter für die Förderschulen.

Wie den Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern am besten gerecht werden, die mit geistigen, emotional, sozialen oder sprachlichen Beeinträchtigungen konfrontiert sind? Wie die vorhandenen Begabungen am besten unterstützen und fördern? Bis zum Jahr 2017 galt in Nordrhein-Westfalen das politische Ziel, für alle Schülerinnen und Schüler den Besuch allgemeiner Schulen als den Regelfall vorzusehen. Förderschulangebote wurden damit infrage gestellt oder sogar ganz gestrichen. Seitdem gibt es echte Wahlfreiheit.

„Wir brauchen beides – sowohl gut ausgestattete inklusive allgemeinbildende Schulen als auch Förderschulen“, unterstrich Dorothee Feller (CDU) in der Waldschule, die kurz nach dem Start des neuen Schuljahres erster Ort des Zusammenkommens in Alfter war.

Die Förderschule mit dem Schwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ besuchen zur Zeit 123 Schülerinnen und Schülern. Traumapädagogik, konstante Angebote, Beziehungen einzugehen: In den Gesprächen mit Schulleiter Jan Peter Meier, mit Nicola Schiffer als stellvertretender Schulleiterin, mit Kolleginnen, Kollegen sowie Schulkindern selbst wurde die Schule als ein „Schutzraum“ wahrnehmbar, „mit ruhigem Setting, um in die emotionale Stabilität zu kommen“.

Was mit wertschätzender Annahme gewonnen wird, ist in den Klassen zu erleben. Im sogenannten „Fuchsbau“ kommen die Schülerinnen und Schüler zusammen, um zu beraten, einander zuzuhören, demokratisch zu gewichten. Es ist das Bild einer lebendigen Schulgemeinschaft, mit Klassenrat, Schulparlament oder Freitagsversammlung. Pädagogisch feinfühlend begleitet, kommen Schülerinnen und Schüler zum Beispiel im Sachunterricht zu besten Ergebnissen, ihrem Alter entsprechend.

In der Vorgebirgsschule, die als Förderschule mit dem Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ derzeit 150 Schülerinnen und Schüler zählt, sind „Bewegungsraum“ oder „Schwarzlicht“-Raum Orte sinnlicher Erfahrung: Klang, Licht, Farbe oder Motorik. Die Fähigkeit, fokussiert zu sein und sich die Welt zu erschließen, wird mit größter Sensibilität gebildet: „alles handlungsorientiert, interaktiv, extrem differenziert“.

Schulleiterin Bettina Mrosek-Monheim und Mirko Wupper als Stellvertretender Schulleiter machten ein „hochspezialisiertes System“ anschaulich, um Wahrnehmungsfindung, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Teilhabe gezielt heranzubilden: „Und wir sind alle mit sehr viel Liebe dabei.“

Die Schülerzeitung der Vorgebirgsschule – „as, Alfterer Superzeitung“ – ist bundesweit mehrfach ausgezeichnet. Dem Redaktionsteam stand Ministerin Dorothee Feller Rede und Antwort. Und fragte zurück: „Was macht Euch so besondere Freude daran die Zeitung zu gestalten?“ Die Antwort kommt direkt: „Die Möglichkeit zusammen zu arbeiten.“

Sprachauffälligkeiten, Sprachstörungen, Sprecherwerbsprobleme: Die Schule an der Wicke, mit dem Förderschwerpunkt „Sprache“ und aktuell 115 Schülerinnen und Schülern, hat zum neuen Schuljahr die „maximal mögliche Zahl“ neuer Kinder aufgenommen. Es gibt „Förderbedarf auf nahezu allen sprachlichen Ebenen“, erläutern Schulleiterin Gudrun Beckmann und Daniela Grube, als kommissarische/designierte Stellvertretende Schulleiterin. „Das ist neu“ in dieser Dynamik.

„Jede Unterrichtsstunde ist zumindest dreifach differenziert.“ Wahrnehmung und Motorik der Schülerinnen und Schüler sind „oft nicht gut entwickelt“. Im Unterricht wird Sprachförderung mit Themen eng verbunden, deutet Schulleiterin Gudrun Beckmann die komplexen Aufgabenstellungen an. Ein Mehrsprachenkontext kommt hinzu. „Rahmenbedingungen und Belastungsfaktoren“ werden spürbar.

Fachkräftemangel auch an den Schulen: Derzeit sind in Nordrhein-Westfalen noch 6.700 Lehrerstellen unbesetzt, trotz Mehreinstellungen. Es gibt Raumbedarf. Zum Schuljahr 2026/27 startet die Verwirklichung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung (OGS).

„Den Lehrermangel zu beseitigen, das ist und bleibt ein Marathon“, betont Ministerin Dorothee Feller. Zum neuen Schuljahr 2023/2024 sind an den Grundschulen Nordrhein-Westfalens rund 400 Alltagshelferinnen und Alltagshelfer eingestellt worden, um Lehrkräfte von organisatorischem Aufwand zu entlasten.

Rund 715 Millionen Euro kommen im laufenden Jahr 392.500 Ganztagsplätzen zugute, 30 000 Plätze mehr als im Schuljahr 2022/23. Der Haushaltsentwurf 2024 sieht einen weiteren Anstieg der Mittel um 65 Millionen Euro auf dann rund 780 Millionen Euro vor. Die Offensive des Landes für mehr Lehrerinnen und Lehrer – beispielhaft auch mit der Erweiterung des qualifizierten Seiteneinstiegs – ist im den Ende des letzten Jahres vorgestellten „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“ zu finden.

Die Entwicklung des Offenen Ganztags kennzeichnen Ministerin Dorothee Feller und Oliver Krauß als „Riesen-Herausforderung“ für Schulen, Schulträger, kommunale Familie, die Partnerinnen und Partner im Sozialraum. Neue Kooperationen sind Chance für zusätzliche Begegnungs- und Gestaltungsmöglichkeiten: beispielsweise mit den kommunalen Spitzenverbänden, mit den Wohlfahrtsverbänden, Handwerkskammern oder IHK’s. Interesse ist wach, bestätigt Ministerin Feller: „bis hin zu dem Katastrophenschutz“.

Oliver Krauß: „Die lebendigen Eindrücke von dem großartigen Engagement an unseren Förderschulen vermitteln die exzellente Arbeit, die nicht zu ersetzen ist. Sie zeigen ebenso die Freude, die es macht, Lehrerin oder Lehrer zu sein, mit jungen Menschen zu arbeiten. Für diesen Einsatz, bis an die Grenzen von Kapazität, können wir nur danken – und für das offene Wort, die konstruktiven Gespräche. Das gilt besonders auch für die Vertreter des Rhein-Sieg-Kreises, die eng dabei sind, fachlich und menschlich.“

Ministerin Dorothee Feller, die in diesen Tagen weitere Förderschulen, Grundschulen, Berufskollegs und Gymnasien in Nordrhein-Westfalen besucht, sagte zu, die Informationen aus der Praxis in die weitere Arbeit einfließen zu lassen: „Die Erfahrungen vor Ort sind eine wichtige Erkenntnisquelle, die kein Aktenstudium aufwiegen kann. Bildung ist das zentrale Thema für die Gegenwart und die Zukunft unserer Gesellschaft.“