DB-Bahnhof Roisdorf rückt in das MOF 3-Ausbauprogramm vor, umfassende Modernisierung kommt in Sichtweite

12.03.2020

Bornheim-Roisdorf. Die Verkehrswende mit dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel ist Dienst für den Klimaschutz. Die Qualitätssteigerungen der ÖPNV-Angebote sind entscheidende Voraussetzung dafür, Teilhabe, Generationengerechtigkeit, Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg anhaltend zu gewährleisten. Neben verhältnismäßigen Fahrpreisen ist die Attraktivität von Fahrtenangebot, Aufenthaltsqualität und Information im ÖPNV entscheidende Vorleistung, um für einen „Umstieg“ zu motivieren. Zu einer zeitgemäßen Infrastruktur gehört insbesondere der Ausbau von Haltestellen für Mobilitätseingeschränkte.

Wie kaum andernorts in der Region zeigt der Bahnhof in Bornheim-Roisdorf in der tagtäglichen Praxis dringlichen Modernisierungsbedarf. Vor allen Dingen für Mobilitätseingeschränkte ist die Station seit vielen Jahren nicht zu akzeptieren: Ohne fremde Hilfe können Eltern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, nicht auf den Mittelbahnsteig gelangen. Dieser ist ausschließlich durch den Personentunnel über eine Treppe zu erreichen.

In der Konkurrenz um Gelder, die für die Auflösung des landesweiten Sanierungsstaus bereitgestellt werden, hatte sich der Roisdorfer Bahnhof bisher nicht durchsetzen können - trotz großer regionaler Anstrengungen, über die Parteigrenzen hinweg. In der dritten Runde der sogenannten Modernisierungsoffensive (MOF 3), mit der Land, Bund und die DB Station&Service AG in die Instandsetzung und Verbesserung der Stationen in NRW investieren, fand der Roisdorfer Bahnhof zunächst keine Berücksichtigung. Nun kommt es zu einer Wende, wie aus einer aktuellen Sitzungsvorlage des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland zu entnehmen ist.

Wie der Bürgermeister der Stadt Bornheim, Wolfgang Henseler (SPD), und der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß (CDU) mitteilen, rückt der Roisdorfer Bahnhof für den Bahnhof Leverkusen-Schlebusch in den Kreis der 17 Bahnhöfe nach, die im Gebiet des Nahverkehr Rheinland von der MOF 3 profitieren. Daran geknüpft ist die Perspektive der Modernisierung bis zum Jahr 2023, die das Ausbauprogramm für die ausgewählten Bahnhöfe vorsieht.

Das Nachrücken des Roisdorfer Bahnhofs in den konkreten Finanzierungszusammenhang wird aufgrund einer gemeinschaftlichen Initiative mit dem NVR möglich, nachdem für die Ausbaukosten in Leverkusen-Schlebusch ein anderer „Finanzierungs-Topf“ beansprucht werden kann: Schlebusch liegt nämlich an einer Ausweichstrecke für den Rhein-Ruhr-Express (RRX). Für den Ausbau des RRX-Netzes und der an den RRX-Strecken gelegenen Bahnstationen gibt es aber einen eigenständigen Mittelansatz.

Bereits im Vorfeld des jetzigen „Plätze-Tauschs“ hatte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler an den Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) die Bitte gerichtet, die Roisdorfer Station aufzunehmen, sofern und sobald eine bislang enthaltene Station in ein anderes Finanzierungsprogramm „verschoben“ werden kann.

Oliver Krauß und Wolfgang Henseler machen die Alternativlosigkeit der jetzigen Programmzusage deutlich: „Die Züge müssen für alle barrierefrei zu erreichen sein. Dies entspricht dem vom Bund vorgegebenen Ziel, im öffentlichen Personennahverkehr bis zum Jahr 2022 die Barrierefreiheit zu erreichen.“ Beide hatten zuvor an der Seite des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) erfolgreich Initiative ergriffen, dass in Roisdorf zumindest über eine Betonrinne die Möglichkeit geschaffen wird, ein Fahrrad auf den Mittelbahnsteig zu schieben. Die ursprünglich vorhandene Führungsschiene für Zweiräder hatte die Deutsche Bahn vordem aus Gründen der Verkehrssicherheit abgebaut: zunächst ersatzlos.

Mit dem Nachrücken im MOF 3-Programm kommt vor allem die barrierefreie Erschließung des Mittelbahnsteigs durch einen Aufzug in Sichtweite. Seitens der Stadt Bornheim ist überdies der Umbau des Bahnhofs zu einer „Mobilstation“ geplant: Bereits heute vermietet die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) in Roisdorf Elektrofahrräder. Im Rahmen einer Mobilstation sollen sowohl Ladesäulen für Elektroautos als auch eine „Radstation“ eingerichtet werden mit der Möglichkeit, dort auch teure Fahrräder sicher unterzustellen. Schon heute gibt es einen Betreiber für eine kleinere Reparaturwerkstatt in der ehemaligen Wartehalle des Bahnhofs Roisdorf.

Wolfgang Henseler zeigt sich erfreut, dass es im letzten Jahr seiner Amtszeit gelungen ist, einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg hin zu einem modernen Bahnhof zu erzielen. Erfolgreich ist auch die Verknüpfung des Bahnhofs mit den Linienbussen der RVK und der Stadtwerke Bonn: Inzwischen wird der Bahnhof Roisdorf von vier Buslinien angefahren, die auf beiden Seiten des Bahnhofs halten.

Ziel bleibt eine linksrheinische S-Bahn zwischen Bonn und Köln

„Im dynamischen Bezug zu dem dringend erforderlichen Ausbau des Bahnhofs steht ein Zugangebot, das dem Bedarf an den Bahnhöfen in Sechtem und Roisdorf gerecht wird, sowohl in Richtung Köln als auch in Richtung Bonn“, machen Henseler und Krauß deutlich. Ziel sei weiterhin die Errichtung einer linksrheinischen S-Bahn, deren Realisierbarkeit bislang unter dem Arbeitstitel „S 17“ untersucht wird: mit der langfristigen Perspektive eines Betriebs im 20-Minuten–Takt, auf eigener Trasse, möglichst unabhängig vom Fern- und Güterverkehr.

Diese Pläne müssen bereits beim Umbau der Bahnstation in Roisdorf berücksichtigt werden. Denn für die S-Bahn ist die Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn um ein drittes oder sogar viertes Gleis zu erweitern. Der dafür benötigte Platz muss an der zum Rhein gelegenen Seite des Bahnhofs freigehalten werden.