Genauer hinsehen, sich der Verantwortung stellen

20.02.2023

Dresdner Forum für Internationale Politik zu Lieferketten in der Krise

In Kooperation mit der Staatskanzlei des Freistaates Sachsen hat die Stiftung Entwicklung (sef:) im Februar das Dresdner Forum für Internationale Politik 2023 veranstaltet. Rund 100 Gäste nahmen in Präsenz an der rund sechsstündigen Konferenz im Dresdner Stadtmuseum teil, das südlich der Altstadt nur wenige Meter von der Dresdner Frauenkirche und dem Neumarkt entfernt liegt.

Anmeldungen aus Jerusalem, Bethlehem, aus dem NRW-Partnerland Ghana, von den Philippinen, aus Uganda oder aus Äthiopien: Die Plattform-Veranstaltung in der Elbstadt wird von der sef: als ein Format mit großen internationalen Reichweiten vorgesehen, um verschiedene Sichtweisen aus allen Teilen der Welt zu vermitteln, Wissen zu tauschen und Herausforderungen mit gemeinsamem Entschluss zu begegnen. Digital konnte die Tagung am 2. Februar 2023 „live“ mitverfolgt werden.

Für die Landesregierung des Freistaates Sachsen eröffnete der Wissenschaftsminister, Herr Sebastian Gemkow MdL, die Tagung.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Coronapandemie und die Blockade des Suez-Kanals durch die „Ever Given“ haben die Anfälligkeit der globalen Lieferketten deutlich vor Augen geführt. Die Bestandskraft von Lieferketten in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Verantwortung: Das Leitmotiv des Dresdner Forums hat zeitgeschichtlich größte Tragweiten, machte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Entwicklung und Frieden, Oliver Krauß MdL, deutlich. Der Krieg Putins macht die Zerbrechlichkeit internationaler Logistik abrupt bewusst: mit verknappter Energie als einem signifikanten Ausdruck. Ebenfalls gehört die gefährdete Versorgungssicherheit zu den Lektionen der Corona-Pandemie. Sie ist Spiegel des Zugriffs auf kritische Infrastruktur in Verantwortung machthungriger Regime. Die Vereinbarung von fairen Lieferketten ist Entscheidung für das Wohlergehen von Menschen und Schöpfung – oder als Unterlassung Entscheidung dafür, dass sich die wachsende Bereicherung nur einiger durchsetzt.

Schauen wir auf die Situation der Partner – „adress problems on our side, not only their side“: Im Dresdner Stadtmuseum führte Dr. Tilman Altenburg mit einer vorausschauenden „keynote speech“ in die Komplexität von Lieferketten ein, auf die Interessen der Einzelnen unterschiedlich wirken. Gegensätze von Macht und Bewertung, die Leitmarkierungen von Fairness, Nachhaltigkeit und Widerstandskraft: An den Einführungsvortrag von Dr. Tilman Altenburg, der am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn das Forschungsprogramm „Transformation der Wirtschafts- und Sozialsysteme“ verantwortet, schlossen im Veranstaltungsverlauf drei konkretisierende Gesprächsrunden an: um Verhalten und Motive zu analysieren, um Räume auszumessen, die Zusammenarbeit besser zu machen. „Besser“ ist beispielhaft: neue Sicherheit, ein neues Maß wechselseitiger Anteilnahme, der Wille zur Innovation, die Bewusstseinsaktivierung, die Regionalisierung und die neue Rendite mit sozialem und ökologischem Plus.

Transparenz entlang der Lieferketten und der Mut, genauer hinzusehen, Verantwortung zu übernehmen – „to take closer look, holds them accountable“: Der Spiegelstrich aus der Eingangspräsentation von Dr. Tilman Altenburg „steht ausdrucksstark für den Willen, Einfluss zu nehmen, Entschlusskraft zu haben und zu verändern“, so Oliver Krauß: „Darum geht es der sef: mit dem Dresdner Forum besonders. Dass wir dieses Erfahrungswissen aus internationalem Blick, die verschiedene Expertise, die einzelnen Handlungsmöglichkeiten und den kulturellen Dialog wieder so versammeln konnten, ist nach den pandemiebedingten Einschränkungen ein positives Erlebnis. Den Austausch Auge in Auge kann kein noch so gutes digitales Format gleichwertig ersetzen.“

Oliver Krauß dankte besonders den Unterstützern des Dresdner Forums: Neben der sächsischen Staatskanzlei, mit Herrn Ministerpräsidenten Michael Kretschmer persönlich, gehören das Zentrum für Internationale Studien der Technischen Universität Dresden und die Stiftung Frauenkirche Dresden dazu. Fördergeber sind das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Auf Einladung von Ministerpräsident Michael Kretschmer wurde die Tagung im Rahmen eines Abendempfangs fortgesetzt, mit vielen Gelegenheiten für persönliche Gespräche und den wichtigen Gedankenaustausch. Grußworte sprachen Michael Kretschmer und Oliver Krauß sowie Frau Doreen Nyanjura, die stellvertretende Bürgermeisterin von Kampala, der Hauptstadt des sächsischen Partnerlandes Uganda.

Die Stiftung Entwicklung und Frieden ist im September 1986 auf Anregung des vormaligen Bundeskanzlers Willy Brandt gegründet worden. Stiftungsträger sind die vier Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Brandenburg und Berlin. Vorstandsvorsitzender ist seit drei Jahren Oliver Krauß MdL, Vorsitzender des Kuratoriums ist der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst MdL. Die Arbeit der sef: steht in dem Dienst, zu Frieden und nachhaltiger Entwicklung weltweit aktiv beizutragen. Das jährlich vorgesehene Dresdener Forum für Internationale Politik ist seit dem Jahr 2018 ein regelmäßiger Begegnungsplatz in Sachsen, neben weiteren regelmäßigen Austauschformaten in den anderen Bundesländern, die die Stiftung tragen.