Mit der solidarischen Entscheidung, von größeren Karnevalsveranstaltungen abzusehen, ist die solidarische wirtschaftliche Hilfe verbunden

16.12.2021

„Wir sind wieder da – und tun, was wir können“, lautet übersetzt das erste Nachkriegsmotto, unter dem sich die Kölner Jecken den Weg durch ihre zerstörte Stadt bahnten: „Mer sin widder do – un dun, wat mer künne!"

Tun, „was wir können“: Unter den Vorzeichen der Pandemie wird der Karneval zum zweiten Mal in Folge nicht in der Unbeschwertheit stattfinden können, die so innig zu seinem Wesen gehört. „Die neuerlichen Einschränkungen, die das Infektionsgeschehen mit der Dynamik der Omikron-Variante auferlegt, treffen uns in unserer Heimat ins Herz“, so die Landtagsabgeordneten Oliver Krauß und Jörn Freynick (FDP): „Corona und die Folgen der Hochwasserkatastrophe verursachen größtes seelisches Leid. Umso wichtiger ist die positive Emotion des Karnevals – und dass wir sie in der gebotenen Zurückhaltung so lebendig werden lassen, wie das in der Session 2021/2022 verantwortlich zu machen ist.“

In diesem Sinne haben sich die Vertreter des Karnevals mit der NRW-Landesregierung am gestrigen Montag, 14.12.2021, verabredet. „Daher sind wir seit Monaten im engen Austausch mit der Staatskanzlei und dem Gesundheitsministerium und sind dort bei unseren Gesprächen auf offene Ohren gestoßen. Niemand kann den Karneval absagen, aber wir können mit Augenmaß daran gehen, große gesellige Veranstaltungen in engen Sälen zu unterlassen“: Mit diesen Worten beschreibt der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, die schmerzliche Verantwortung, auf das größere Zusammenkommen in Innenräumen zu verzichten, im Angesicht des Risikos selbst für Geimpfte und Genesene, im Angesicht der Krankenhausbelastung.

„Der Karneval ist in unserer menschlichen Mitte lebendig, und in unsere menschlichen Mitte stehen wir füreinander ein“, machen die Landtagsabgeordneten Jörn Freynick und Oliver Krauß deutlich: „Das heißt auch, die nicht alleine zu lassen, die in Vorleistung treten und von den Absagen jetzt schmerzlich betroffen werden.“

Dass die Verantwortungsgemeinschaft im Land und das Wesen des Karnevals innig aufeinander bezogen sind, hat ebenso der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, Hendrik Wüst, klargestellt: „Der Karneval gehört zur Identität Nordrhein-Westfalens und ist fester Bestandteil unseres Brauchtums und unserer Kultur […]. Die Landesregierung steht an der Seite des vielfältigen Vereinswesens im Karneval.“

Die Unterstützung des karnevalistischen Brauchtums und wirtschaftliche Hilfe für Vereine, Veranstalter, Künstlerinnen und Künstler, Technik- und Hilfspersonal und Saalbetreiber sind vereinbart. In einer Pressmitteilung informiert die NRW-Landesregierung über bereitstehende Mittel:

„Der Staat hilft [.] bei pandemiebedingten Absagen mit finanzieller Unterstützung unter anderem durch den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen, der für Karnevalsveranstaltungen bei pandemiebedingten Absagen auf nachdrücklichen Einsatz des Landes einschlägig ist, sowie dem Förderprogramm ‚Neustart miteinander‘ des Landes für eingetragene Vereine.

[…] Für Sonderfonds und Landesprogramm gilt: Sie springen mit Ausfallzahlungen auch dann ein, wenn private Veranstalter oder Vereine pandemiebedingt freiwillig die Veranstaltung absagen. Der Sonderfonds erkennt Absagen von Kulturveranstaltungen, die vom 18. November 2021 bis 28. Februar 2022 stattfinden sollten, grundsätzlich als ‚pandemiebedingt‘ an. Die Anträge werden bei den Bezirksregierungen gestellt.“

Tun, „was wir können“: Solidarische Hilfe wird weitergehend notwendig sein, betonen Oliver Krauß und Jörn Freynick. Und sie muss unbürokratisch, effektiv ankommen: „Die Landesregierung hat für Nachfragen telefonische Erreichbarkeit mitgeteilt unter der Rufnummer: 0211 – 837 1001. Ebenso sind selbstverständlich wir ansprechbar, um zu vermitteln und zu effektivieren. Vor allem müssen die infrage kommenden Hilfen jetzt zügig ausgeschildert und transparent gemacht werden.“

Neben dem wirtschaftlichen Beistand, für die die Solidargemeinschaft in Land und Bund einsteht, ist der geistig-seelische Beistand weiterhin unverzichtbar, betonen die beiden Abgeordneten: „Zu unserem guten Zusammenleben im Rhein-Sieg trägt der Sitzungs- und Straßenkarneval in außerordentlicher Weise bei – und ebenfalls das tolle Engagement in unseren Vereinen, unseren Bruderschaften und Kultureinrichtungen. Für den lebendigen Zusammenhalt und für die ehrenamtliche Arbeit können wir nur dankbar sein. Dafür stehen außerordentlich auch die Gemeinschaftsleistungen infolge der Unwetterkatastrophe, das Finden neuer Anfangskraft angesichts größten persönlichen Leides. Nachdem auch unsere Begegnungsstätten zerstört waren, Plätze und Anlagen, hat das gemeinsame Anpacken und Aufrichten neuen Mut gemacht. Diese gegenseitige Zuwendung, die wir täglich erfahren und aktiv machen, ist unsagbar wertvoll. Unter den Bedingungen der Pandemie sind verantwortlich und kreativ Wege gefunden worden, um menschlichen Kontakte nicht abreißen zu lassen, um neue Brücken zu bauen. Diese Gemeinsamkeit schenkt Zuversicht in anhaltend schwerer Zeit.“