Mit Solidarität und Sportsmanship aus der Krise

28.04.2020

Sport unter freiem Himmel kann sich entfalten – Fitnessstudios können ab 11. Mai öffnen

„Er gibt uns Kraft, er gibt uns Schwung“, heißt es in Rainhard Fendrichs bekanntem Lied „Es lebe der Sport“. Viele haben in den letzten Wochen auf ihren geliebten Sport ganz verzichten müssen. Denn die Sportstätten unterliegen dem alles überragenden Gebot, die Ausbreitung von Corona einzuschränken. Mit dem Kern: „Das Infektionsrisiko muss absolut minimiert werden. Deshalb sind Abstands- und Hygieneregeln die Grundlage für jede Entscheidung darüber, was stattfinden oder öffnen kann“ (Bundesgesundheitsminister Jens Spahn MdB).

Nun gibt es ein vorsichtiges Aufatmen. Die Telefonschaltkonferenz von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet und dem Kollegium der Länder-Regierungschefs hat am Mittwoch, 6. Mai 2020, Türen für den Freizeitsport aufgestoßen: „unter freiem Himmel", geknüpft an Bedingungen, stufenweise, in diesen Tagen.

Aber mehr noch: Unter dem Vorbehalt der Entwicklung des Infektionsgeschehens kündigte ein Nordrhein-Westfalen-Plan der Landesregierung noch am Mittwochabend an, dass ab dem 11. Mai auch Angebote aus den Sport-Innenbereichen wieder genutzt werden können: die Fitnessstudios, Tanzschulen und Sporthallen/Kursräume der Sportvereine. Die Teilnehmer der Telefonschaltkonferenz hatten die Verantwortung auf die Länder übertragen, Schritte zu möglichen Öffnungen – auch – im Innenbereich auszumessen: auf der Grundlage genauester Hygiene- und Abstandskonzepte, vor dem Spiegel der jeweiligen Infektionsdynamik.

Die Landesregierung und die Akteure aus dem Bereich des Sports hatten sich in Nordrhein-Westfalen seit Wochen vorbereitet, jeden Zoll verantwortlich nutzen zu können, der im Kampf gegen Corona zurückgewonnen wird – in engem Kontakt mit den Gesundheitsexperten. Mit der Entscheidung, die Indoor-Bereiche zum 11. Mai nach Möglichkeit zu öffnen, geht NRW nun im Kollegium der Bundesländer voran.

Der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß hatte als stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses die Betroffenheit der Sportvereine im landespolitischen Prozess mit Nachdruck vertreten und dabei die Notsituation der Fitnessstudios betont. Deren Schließung betrifft alle Generationen: 11,66 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied in einer Fitness-Einrichtung. Tagtäglich nutzen Tausende die 9.669 Anlagen und Studios, die auf die 16 Bundesländer verteilt zur Verfügung stehen: um Ausdauer zu gewinnen, die Muskulatur zu stärken, das Immunsystem fit zu machen, gegen die Risiken von Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankung aktiv zu werden. 217.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Betreuung und professionelle Anleitung (nach Angaben des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen, DSSV).

Ende April hatte sich Oliver Krauß bei Inhaber Dirk Kau über die konkrete Betroffenheit des „Sporttreff[s] Merten“ durch die Pandemie informiert: „Im ganzen Land sind Studios seit Wochen gezwungen, geschlossen zu halten, trotz moderner und modernster Standards, genauester Vorsorge, Limitierung des Zugangs zu den Geräten, großzügiger Korridore, die vielerorts vorbereitet sind. Mitgliedschaften konnten – und können noch – nicht praktiziert werden, viele ruhen oder wurden zwischenzeitlich sogar zurückgegeben.“

Dass NRW jetzt an die Spitze der Bundesländer geht, um Angebote im Indoor-Bereich unter strengen Abstands- und Hygieneauflagen zugänglich zu machen, sofern das die Entwicklungen erlauben, hält Oliver Krauß für einen „Erfolg von klugem und ambitionierten Handeln, aber vor allem von Gemeinsinn“. Um Solidarität hatte der Landtagsabgeordnete in den letzten Wochen besonders geworben: „Denn die haben wir in der eigenen Hand, während Disziplin und Geduld eher ‚Passiva‘ sind.“

Die Pandemie mache in der menschlichen Mitte bewusst, „was wir aneinander haben und was wir mit den Gelegenheiten zum Sport vermissen“, hatte Krauß argumentiert – und dazu aufgerufen, über die Krisenszenarien hinweg Wertschätzung auszudrücken, soweit das in der bedrängten Lage geht: „Mitgliedschaften aufrechtzuerhalten, Beiträge nicht einzustellen, den Fitnessstudios und Vereinen verbunden zu bleiben“. Umgekehrt zeigen viele Anbieter Entgegenkommen, machen kreative Angebote, nutzen den auferlegten Stillstand zur Modernisierung.

Wichtig ist für Oliver Krauß, die jetzt angezeigten Öffnungen nicht misszuverstehen als „Rückkehr zu alter Normalität“ – und nicht zu übersehen, „dass vorübergehend entstehende Vorteile ungleichmäßig ausfallen“. Der Abgeordnete weist auf die Zerbrechlichkeit des Erfolgs hin und auf die akute Konsequenz der (Wieder-) Beschränkung, sofern Infektionsketten aufleben:

„Der Schutz von Leib und Leben zwingt weiterhin zu schmerzlicher Zurückhaltung. Freiheitsrechte können wir noch lange nicht nutzen wie sonst. Mit dem Verdrängungsgewicht persönlicher Not müssen wir unausgesetzt kämpfen: um das gesundheitliche Wohlergehen, um Arbeitsplätze, um die Nähe in unseren Familien, in allen Generationen, nicht zuletzt über die Mauern von Senioren- und Pflegeeinrichtungen hinweg.

Die Zwischenerfolge, die wir jetzt haben und die zum Glück das Leben für viele erleichtern, geben aber Zuversicht. Sie belohnen die tollen Beweise von Eigenverantwortung, die Kontakte, Hygiene- und Abstandsregeln akkurat einzuhalten – und gleichfalls die Solidarität und Sportsmanship, auch die jeweils anderen zu sehen. Das sind unbedingte Erfolgsfaktoren.“