Probleme auf der linksrheinischen Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn

08.06.2018

Oliver Krauß: „Unverzüglich für ein verlässliches Angebot und für verbesserte Kundeninformation sorgen."

Köln/Bonn/Rhein-Sieg-Kreis. Schon im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bahn die linksrheinische Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn gegenüber der Bundesnetzagentur und dem Eisenbahnbundesamt für "überlastet" erklärt. Diese Überlastungsanzeige beinhaltet, dass die verschiedenen Bahn-Unternehmen auf diesem Abschnitt mit mehr Zügen fahren wollen, als es die Trassen hergeben. In Fachkreisen gilt das als "Bankrotterklärung", da die Mobilitätsbedürfnisse nicht mehr erfüllt werden können. Für die Nutzer dieser Bahnstrecke kommt es aber „noch dicker“: Selbst nach Abschluss der wochenlangen Arbeiten an der linksrheinischen Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn haben die Fahrgäste nahezu täglich mit Verspätungen und Zugausfällen zu tun.

Angesichts dieser Situation hat der Landtagsabgeordnete für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, Oliver Krauß (CDU), die Geschäftsführung des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland, NVR, in der heutigen Sitzung des NVR-Hauptausschusses, 08.06.2018, aufgefordert, „unverzüglich für ein verlässliches Angebot und eine verbesserte Kundeninformation zu sorgen“. Oliver Krauß, der auch Mitglied des Verkehrsausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag ist, machte deutlich: "Die verlässliche Planung des Arbeitsweges oder einer Reise ist aktuell nicht möglich".

Der NVR schreibt die Schienenverkehrsleistungen aus und bestellt sie bei den Verkehrsunternehmen. Da die Strecke zwischen Köln und Bonn weitestgehend nur zweigleisig ist, kommt es schon seit längerer Zeit regelmäßig vor, dass Nahverkehrszüge auf ihrer Fahrt warten müssen, um bevorrechtigte Züge des Güter- und Fernverkehrs vorbeizulassen. Zudem müssen sich die Züge aus einem der größten Containerumschlagbahnhöfe, dem Güterbahnhof Köln-Eifeltor, auf die linksrheinische Bahnstrecke einfädeln, was den Stau auf der Schiene in diesem Bereich noch weiter verschärft.

Die Baustellen auf der rechten Rheinseite bedingen, dass nun linksrheinisch noch mehr Züge durchfahren, obwohl die Strecke schon vorher so überlastet war, erläutert Krauß. Für die Verlängerung der S-Bahn-Linie 13 bis Bonn ist ein Ausbau der rechtsrheinischen Bahnstrecke zwischen Troisdorf und Bonn-Oberkassel erforderlich, so dass etliche Züge auf die ohnehin schon überlastete linke Rheinseite umgeleitet werden. Ein Ende ist nicht in Sicht, da die Verlängerung der S 13 frühestens im Jahr 2028 fertig sein soll. Die geplante Bauzeit bis zum Jahr 2028 hat den Verantwortlichen von Beginn an „Kopfschmerzen bereitet, denn irgendwo müssten die Züge der Bahn in Nord/Süd-Richtung ja fahren“, so Krauß.

Eine weitere Verschärfung für die Situation der linksrheinischen Strecke sei angesichts der geplanten Oberleitungs- und Lärmschutzarbeiten in den Jahren 2019 und vor allem 2020 zu gewärtigen: mit Betroffenheit in Hürth-Kalscheuren, Brühl und vom Bornheimer Stadtgebiet aus in Richtung Bonn. Oliver Krauß: „Besonders für die erste Jahreshälfte 2020 gibt es eine kritische Perspektive, bis in die Sommerferien 2020 mit geplanten Streckensperrungen in einem Drei-Wochen-Zeitraum.“ Angesichts dieser Situation und dieser Szenarien gehe es nun darum, ein verlässliches Angebot und eine verbesserte Kundeninformation nach Art eines Masterplans unverzüglich anzubahnen: „Alle Beteiligten stehen in der Verantwortung, eine Lösung für einen stabileren Fahrplan zu suchen.“ Dazu erwartet Oliver Krauß von der NVR-Geschäftsführung in den kommenden Wochen Impulse. Zudem steht er im regelmäßigen Gespräch mit der Deutschen Bahn AG, dem NRW-Konzernbevollmächtigten, gerade im Blick auf die Bornheimer Situation.

Für Angebotseinschränkungen sorgen überdies fehlende Fahrzeuge: Dem Eisenbahnunternehmen „National Express“, das u. a. die Regionalbahnlinie 48 (Wuppertal-Köln-Bonn) betreibt, stehen seit einem schweren Unfall im Dezember 2017 nicht mehr ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung, um die Fahrten wie bestellt durchzuführen. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass einzelne Fahrten der RB 48 mit verminderten Platzkapazitäten verkehren oder sogar ganz ausfallen. „Da ist der Unmut der Pendler absolut nachvollziehbar, denn die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs zahlen bisweilen viel Geld für ihr Ticket“, macht Oliver Krauß deutlich. Krauß pendelt selbst regelmäßig zwischen Bornheim-Roisdorf und Düsseldorf mit dem Zug.

Doch selbst wenn alle Fahrzeuge zur Verfügung stehen, sind viele Züge des Regionalverkehrs gerade in der Hauptverkehrszeit voll. Auf Initiative von Oliver Krauß MdL hatten daher im Frühjahr 2018 die im NVR vertretenen Parteien einstimmig die Geschäftsführung des NVR beauftragt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um ohne zusätzliche Gleise die Kapazitäten der bereits jetzt fahrenden Nahverkehrszüge zu erhöhen. So könnten ebenso wie auf der Regionalexpress-Linie 5 (Emmerich-Köln-Bonn-Koblenz) auch bei den Regionalbahnlinien RB 26 (Köln-Mainz) und RB 48 (Wuppertal-Bonn) Doppelstockzüge zum Einsatz kommen. Alternativ ist denkbar, anstelle der bestellten Zweifach-Traktionen künftig eine weitere Traktion anzuhängen. Auf diese Weise könnten die Platzkapazitäten erheblich erhöht werden, damit wir die Fahrgäste auch künftig befördern können, so Krauß. Neben der Klärung der Rechts- und der Finanzfragen müssten aber vor allem die benötigten Fahrzeuge zur Verfügung stehen, was aktuell nicht der Fall sei.

Grundproblem bleibt mangelhafte Infrastruktur des Schienennetzes

Grundprobleme bleiben jedoch die völlige Überlastung der linksrheinischen Bahnstrecke und die Tatsache, dass das Schienenverkehrsnetz in der Region weder den aktuellen noch den künftigen Anforderungen an den Eisenbahnverkehr genügt. Denn Prognosen gehen davon aus, dass allein der Güterverkehr bis zum Jahr 2025 um 55 Prozent zunehmen wird.

„Die einzige Möglichkeit ist, dass wir weiterhin über alle Parteigrenzen hinweg den Ausbau des Schienennetzes in unserer Region so schnell wie möglich voranbringen", so Krauß. Die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für eine linksrheinische S-Bahn zwischen Köln und Bonn sei dafür ein wichtiger Baustein.