Reaktivierung des Stumpfgleises 409 soll Hauptbahnhof entlasten

29.06.2018

Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) folgt Antragsinitiatve von Oliver Krauß

Bonn/ Rhein-Sieg-Kreis. Am heutigen Vormittag, 29.06.2018, haben die Fraktionen der Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) die NVR-Geschäftsführung einstimmig beauftragt, eine Reaktivierung des ehemaligen Stumpfgleises 409 für den SPNV unverzögert zu prüfen. Laut Beschluss sollen dazu die unmittelbar Beteiligten einbezogen werden: „insbesondere DB Station & Service, DB Netz, aber auch die Bundespolizei“.

Mit ihrem einhelligen Votum schloss sich die Versammlung einer Idee und Initiative des Landtagsabgeordneten Oliver Krauß (CDU) aus dem Rhein-Sieg-Kreis an. Dieser hatte vor der Abstimmung die „einzigartige Chance“ verdeutlicht, mit einer Ertüchtigung des Stumpfgleises eine dringlich ersehnte Entlastung für den Hauptbahnhof zu erzielen: einerseits unmittelbar für die Infrastruktur des überstrapazierten Bahnhofs, andererseits mittelbar für den als überlastet erklärten linksrheinischen Schienenweg zwischen Hürth-Kalscheuren und Remagen.

Oliver Krauß betonte, dass eine solche Wiederinstandsetzung aktuell „die einzige Reserve“ ist, um die fünf Bahnsteiggleise des Bahnhofs zu entlasten. Deren Gesamtkapazität reicht jetzt schon nicht mehr aus, den regelmäßigen Bahnverkehr aufzunehmen. Zukunftsszenarien – wie die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für eine linksrheinische S-Bahn zwischen Köln und Bonn – belegen zusätzlichen Bedarf.

Als verzögerungserhebliche Effekte auf dem Bonner Bahnhofsgelände benennt die DB Netz AG bereits in der Momentaufnahme: niveaugleich kreuzende Zugfahrten, Rangierbewegungen, fehlende Mittelweichenteilfahrstraßengruppe, lange Belegungszeiten bei Wenden von Personenzügen des Nah- und Fernverkehrs. Davon betroffen ist vor allen Dingen das Zugangebot des Nahverkehrs. Die Gleisnutzungskonflikte und Kreuzungsverkehre am Hauptbahnhof wirken zusätzlich auf die Unregelmäßigkeiten, die die Trassenkonflikte auf der hochbelasteten linksrheinischen Bahnstrecke verursachen.

Oliver Krauß erklärt dazu: „Anders als zum Beispiel im Fall des Kölner Hauptbahnhofs gibt es für den Bonner Hauptbahnhof schlechthin keine Erweiterungsflächen im Umfeld. Die Überbeanspruchung zwingt aber dazu, zusätzliche Kapazitäten zu erschließen. Weil eine Erweiterung nach außen nicht infrage kommt, ist dringend geraten, mit der Ertüchtigung des früheren Stumpfgleises 409 die einzig schlüssige Liegenschaftsreserve zu nutzen, die der Bonner Hauptbahnhof noch hat.“

Das derzeit ungenutzte „Bett“ des früheren Stumpfgleises 409 liegt am Bonner Hauptbahnhof neben Gleis 1, einige Meter von der Südseite des Bahnhofsgebäudes entfernt, auf Höhe des Busbahnhofs. In der Kosten-Nutzen-Relation zeichnet sich eine Reaktivierung relativ vorteilhaft ab, da ein Bahnsteig mit einer Höhe von 76 cm bereits vorhanden ist. Realisierungskosten sind deshalb konzentriert auf die Oberleitung, die Integration in die anliegende Eisenbahnüberführung sowie die Gleisgestaltung in dem bestehenden Korridor, der etwa 170 Meter lang ist.

Die vorderhand beabsichtigte Entlastungswirkung teilt der heute verabschiedete Antrag konkret mit: Die Ertüchtigung dieses ehemaligen Stumpfgleises zu einem separaten Wendegleis für den Betrieb der Rhein-Ahr-Bahn (RB 30) soll die Züge der Ahrtalbahn künftig besser mit den Zügen der linken Rheinstrecke entflechten. Aus dem Süden kommend, endet die RB 30 bislang auf dem Gleis 2 des Hauptbahnhofs, von Gleis 4 startet die Rhein-Ahr-Bahn in Richtung Remagen und Ahrbrück. Das Umlenken dieser Wende-Verbindungen auf das ertüchtigte Stumpfgleis 409 würde die Konkurrenzsituation auf den Gleisen 2 und 4 deutlich entschärfen und die Durchlässigkeit entsprechend steigern. Die Hauptstrecke müsste dann nur ein einziges Mal durch die Ahrtalbahn gekreuzt werden, nämlich dann, wenn die Züge von Gleis 409 den Bonner Hauptbahnhof in Richtung Süden verlassen.

Angesichts der aktuellen Überlegungen zur Infrastrukturentwicklung des Hauptbahnhofs unterstreicht Oliver Krauß die Notwendigkeit zum Tempo: „Dass der Beschluss für einen Prüfauftrag in diesem Einvernehmen noch vor der Sommerpause zustande gekommen ist, ist extrem wichtig. Für diese Unterstützung bin ich allen Fraktionen ausgesprochen dankbar. In den Planungen für das Bonner Bahnhofsgelände und das Umfeld gibt es bereits Überlegungen, deren Realisierung die Instandsetzung des Stumpfgleises ausschließen würde. Auf diese Weise würden vollendete Tatsachen geschaffen.“