"Was gut ist und dem Leben dient"

20.02.2024

Oliver Krauß aktualisiert in der Rheinbacher Gnadenkirche Weissagungen des Propheten Micha – Gottes Wort halten, barmherzig handeln

Mit dem Aschermittwoch beginnt für Christen in aller Welt die vorösterliche Zeit der Selbstbesinnung und Erneuerung: die Fastenzeit, die Passionszeit. Im Gedenken an das Leiden und Sterben Christi dauert sie 40 Tage lang, bis zum Hochfest Ostern.

Am ersten Sonntag in der diesjährigen Passionszeit hielt der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß in der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach die Kanzelrede. Als leitenden Vers hatte der Politiker Worte des Propheten Micha ausgewählt, die im Alten Testament überliefert werden: „Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von Dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor Deinem Gott“ (Micha 6,8).

In der Gnadenkirche an der Ramershovener Straße stimmt die „Kantorei für ältere Stimmen“ mit der Kantorin, Mascha Korn, musikalisch auf den Gottesdienst ein: „Himmel, Erde, Luft und Meer / zeugen von des Schöpfers Ehr.“ Und: „Drücke stets in meinen Sinn, / was Du bist und was ich bin.“

Was „Du bist“: Als Schriftlesung hat Pfarrer Dr. Diethard Römheld das „Ährenraufen am Sabbat“, ausgewählt, eine Bibelstelle aus dem Markus-Evangelium: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“

Gottes Gnade um „des Menschen willen“. Der Prophet „Micha erinnert uns, dass wir genau wissen, was gut und richtig ist – nicht nur gut für die Armen, nicht nur für diejenigen, die ungerecht behandelt werden, sondern gut für alle Menschen“. Oliver Krauß entfaltet in seiner anschließenden Kanzelrede die Theologie des frühen Schriftpropheten aus Juda, der im 8. vorchristlichen Jahrhundert vorausverkündigt: „Und du, Bethlehem […], aus dir soll mir der kommen, […] dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

Es ist „die Sache von Gottes freier Gnade“, als wer oder als was der Mensch vor ihm steht, hat der Theologe Karl Barth herausgearbeitet: dass „er gute Werke tut, das geschieht in der Wahrheit und Kraft der göttlichen Weisung“. Es kommt von oben, von Gott her, appeliert der Prophet mehr als 700 Jahre vor dem Christus-Ereignis: „Micha will, dass wir mit Gott leben, ein Leben führen, das seinem Willen entspricht. Das ist im Grunde auch unser Wesen.“ In Rheinbach legt Oliver Krauß die damalige Botschaft, zu Gott umzukehren, bis in die Gegenwart aus.

Im Alten Testament gehört der Prophet Micha zu den zwölf – sogenannten – kleinen Propheten, von denen jeweils Bücher überliefert sind - neben den Schriften der vier „großen Propheten“: Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel.

Micha verkündet in der Zeit des Jesaja im Südreich Israels, und die Propheten Amos und Hosea verkünden im Nordreich. Die Sozial-, Herrschafts- und Kulturkritik, die sie im 8. Jahrhundert vor Christus leisten, brandet auf in unseren Tagen. Wir haben akut „vor Augen, was es bedeutet, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden und sich Freundlichkeit in Hass verwandelt“, mahnt Oliver Krauß die gemeinsame Sorge der Christen an, dass in den Tragödien der heutigen Zeit „niemand verloren geht“.

Wer Recht und Barmherzigkeit bricht, bricht mit Gott

Der brutale Überfall der Hamas am 07. Oktober des letzten Jahres 2023 zerstört menschliches Leben genau dort, wo der Prophet Micha gelebt und gewirkt hat. Konflikt, Krieg, Folter, Mord – bis in den jetzigen Augenblick. Nicht von ungefähr überliefert die Redaktion der Schriften des Micha den „Aufschrei der Sehnsucht nach Frieden“, legt Oliver Krauß in der Rheinbacher Gnadenkirche dar: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln.“

Es kommt von oben, von Gott her – „uns Menschen ins Herz gegeben“. In den rund 15 Minuten Redezeit an der Kanzel in Rheinbach lässt der Politiker aus Alfter immer wieder die Gefahr deutlich werden, die in der Gottesferne liegt: „Das Böse ist lehrbar und lernbar. Es kann zum machtvollen System werden, aus dem nur schwer […] herauszukommen ist.“ Das Morden Putins, Entrechtung weltweit, die Zusammenkunft in einer Villa in Potsdam, bei der es darum geht, Mitmenschen aus der Bundesrepublik zu deportieren: Wer SEIN Recht und seine Barmherzigkeit bricht, „bricht mit Gott“.

„Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist“ … . Die Verkündigung des Propheten Micha trifft auf die ureigenste menschliche Regung: „Es macht uns betroffen, wenn die Demokratie und das Recht mit Füßen getreten werden.“ Nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 wird Nächstenliebe lebendig. Unzählige Menschen stehen auf, um Stellung zu nehmen gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien, Feindseligkeit. Es gibt das neue Interesse, sich in den demokratischen Parteien zu engagieren – in dem Bewusstsein, wie wichtig es ist, selbst Position zu beziehen, Bindungen einzugehen, einander in der gemeinsamen Schöpfung zu schützen.

Oliver Krauß betont in Rheinbach den Segen, als Gemeinschaft der Gläubigen Kirche zu sein: gegen die Missstände die lebendige Freundschaft zu setzen, die Barmherzigkeit in die sozialen Einrichtungen tragen – und bis in den Alltag.

Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Es kommt die „Stunde der Entscheidung“. Das Johannes-Evangelium überliefert die Herrenworte: „Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“

Gut oder Böse fangen an bei der eigenen Haltung. Der Vers des Propheten Micha, der auch das Gericht zu verkünden hat, begleitet Oliver Krauß „seit den Tagen meiner Konfirmation vor gut 40 Jahren“. Zum Ende der Kanzelrede in Rheinbach richten sich die Worte des Micha an uns: „Es ist Euch doch gesagt, Ihr wisst es doch, was gut ist, was dem Leben dient. Dafür setzt Euch ein, für die Schöpfung, für die Ökumene, für das Zusammenleben der Menschen hier und weltweit über die vielen von uns gezogenen Grenzen hinweg. So wächst SEIN Friede, der höher ist als unsere Vernunft.“