AUSBAU DES BONNER HAUPTBAHNHOFS GEHT VORAN

07.01.2020

Vor den Weihnachtstagen, am 13.12.2019, erhielt die Deutsche Bahn Station & Service AG als Bauherr einen Förderbescheid über 11,8 Millionen Euro für die Modernisierung der denkmalgeschützten Bahnsteighalle des Bonner Hauptbahnhofs. Dach und Halle stammen aus dem Jahre 1883 und werden einer aufwendigen Grundinstandsetzung unterzogen, die voraussichtlich Ende 2020 abgeschlossen sein soll. Die Gesamtkosten der Arbeiten belaufen sich auf über 30 Millionen Euro, finanziert durch den Nahverkehr Rheinland, das Land NRW, den Bund und die Deutsche Bahn.

Die Erneuerung des Bahnsteigdaches ist nur ein Teil der umfangreichen Maßnahmen zur Verbesserung und Modernisierung des Bonner Hauptbahnhofs: Insbesondere wird die Voreifelbahn (RB/S 23) vorteilhafter eingebunden, die Bahnsteige werden für den RRX-Betrieb (Rhein-Ruhr-Express) mit Gleis 4 als Überholgleis umgebaut, die Signaltechnik wird verändert sowie die Barrierefreiheit umfassend verbessert.

EHEMALIGES STUMPFGLEIS WIRD NICHT REAKTIVIERT

„Vom Tisch“ ist eine interne Erweiterung des Hauptbahnhofs. Diesbezüglich hatte die Verbandsversammlung des Zweckverbandes NVR im vergangenen Jahr auf Initiative von Oliver Krauß MdL (CDU) einstimmig beschlossen: „Kapazitätsreserven des Bonner Hauptbahnhofs ausschöpfen — Entlastungspotenziale des vormaligen Stumpfgleises 409 aktivieren". Auslöser war seinerzeit, dass alle Eisenbahnverkehrsuntersuchungen bei Betrachtung der Leistungsfähigkeit der linken Rheinstrecke zu dem Schluss kamen, dass der Bonner Hauptbahnhof für die Bewältigung der stetig zunehmenden Fahrgast- und Zugzahlen zu klein ist, Kapazitätsgrenzen werden erreicht, Erweiterungsareale fehlen. Vor diesem Hintergrund sollte die Reaktivierung des ehemaligen Stumpfgleises 409 eine Alternative für eine Bahnlinie aus dem Süden schaffen: mit einer separaten neuen Wende-Möglichkeit für diese Linie – und der damit einhergehenden Entlastung des „eigentlichen“ Bahnhofs.

Nun wurde bekannt, dass die von allen politischen Parteien unterstützte Initiative zur Wiederinbetriebnahme des Gleises nicht weiterverfolgt wird. Ausschlaggebend für den Stopp ist der Entwurf für den Deutschlandtakt 2030+: Er sieht vor, dass in Zukunft von Süden her keine Linie mehr im Bonner Hauptbahnhof enden wird. Stattdessen vorgesehen wird eine künftige Verknüpfung von Ahrtalbahn (RB 30) und Rhein-WupperBahn (RB 48). Im Zuge dieser Verknüpfung entfällt das Erfordernis einer Wende im Bonner Hauptbahnhof.

„Die Reaktivierung des Stumpfgleises erwies sich bei der Beschlussfassung als einzige Möglichkeit, die Infrastruktur des bislang nur über fünf Gleise verfügenden Bahnhofs zu vergrößern“, erläutert Oliver Krauß die ursprüngliche Initiative der Verkehrspolitiker: „In der Momentaufnahme wäre eine Wiederinbetriebnahme des ehemaligen Stumpfgleises nur sinnvoll, wenn eine Linie von Süden kommend im Bonner Hauptbahnhof endet, wie das bislang bei der Ahrtalbahn der Fall ist“. In der jetzt geplanten Verknüpfung von RB 30 und RB 48 sieht der Landtagsabgeordnete aus dem RheinSieg-Kreis überdies den Richtungsentscheid für „eine attraktive, umsteigefreie Verbindung von der Ahr bis nach Köln“.

Voraussetzung für eine solche Strecken-Verknüpfung ist allerdings, dass auf der gesamten Strecke einheitlich Fahrzeuge mit derselben Antriebsform eingesetzt werden können: Entlang der Ahr gibt es bislang keine elektrische Oberleitung, so dass auf dieser Strecke ausschließlich Dieseltriebwagen fahren. Auf der Rhein-Wupper-Bahn (RB48) hingegen kommen Fahrzeuge mit Elektroantrieb zum Einsatz.

Ob die Eisenbahntunnels entlang der Ahr für den Bau einer durchgehenden Oberleitung tatsächlich geeignet sind, wird in der Fachwelt kritisch beurteilt, so dass Alternativen geprüft werden. „Es ist denkbar, dass wir nach dem Jahr 2030 so leistungsstarke Batterien haben werden, dass eine Oberleitung zumindest nicht mehr durchgehend erforderlich ist. Eine Alternative könnten aber auch umweltfreundliche Schienenfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb sein, die bereits im Alltagsbetrieb eingesetzt werden“, so Krauß.

Neue Bleibe für die Bundespolizei kann gebaut werden

Überdies existieren bei der DB Netz AG bereits Pläne, unabhängig von der geplanten S-Bahn zwischen Köln und Bonn die Hauptgleise unmittelbar südlich des Hauptbahnhofs in Richtung Osten (ehemaliges „Trajektgleis“) zu verschieben. Nach dem Aus für die Reaktivierung des Stumpfgleises 409 kann für eine solche Gleisverschiebung nun das Baufeld des ehemaligen Stumpfgleises in Anspruch genommen werden.

Durch den Verzicht auf die Reaktivierung des Stumpfgleises können nun unverändert die Pläne realisiert werden, für die Bundespolizei südlich des Empfangsgebäudes des Bonner Hauptbahnhofs ein neues Gebäude zu errichten.