
Verse, Feste, Lieder: Mit dem Aufblühen der Natur ist der Mai ein Monat des Zusammenkommens, der Lebensfreude, des Aufbruchs. Auch wenn zurückgehende Inzidenzwerte und die wachsende Zahl von Impfungen Mut machen und wenn erste Erleichterungen möglich werden: In diesem Jahr hat die Vorsicht, die das Pandemiegeschehen auferlegt, die größeren gemeinsamen Feiern zum zweiten Mal in Folge verhindert. Damit verbunden ist erneut wirtschaftlicher Schaden, zum Beispiel im Bereich der Außengastronomie. In den katholischen Kirchengemeinden konnten Flur- und Bittprozessionen vor dem Hochfest Christi Himmelfahrt nicht wie gewohnt stattfinden. Der „Tanz in den Mai“ musste wiederum ausfallen. Die Fürsorge und die Disziplin waren noch einmal unverzichtbar, für die ein Beschluss steht, der auf der Internetpräsenz des Junggesellenvereins Gemütlichkeit Brenig e. V. nachzulesen ist:
„Unsere Veranstaltungen sind […] weiterhin nicht vertretbar, da sie die Verbreitung des Virus fördern. Natürlich sind wir über die Situation nicht erfreut, respektieren und befürworten aber die von den Behörden beschlossenen Maßnahmen.“
Für den anhaltenden Gemeinsinn, auf den die freiheitliche Ordnung besonders angewiesen ist, können wir nur dankbar sein. Das gilt ebenso für den Ideenreichtum, mit dem in der gebotenen Vorsicht trotzdem Zusammenhalt entsteht. Zu lesen war etwa von dem tollen Anklang, den der „Maibäumchen-Verkauf“ des Junggesellenvereins Fidelitas in Heimerzheim gefunden hat: mit Zustellung unter Einhaltung aller derzeitigen Vorschriften. „Gut gemacht“ – dieses Feedback in den Social Media verdient Ausrufezeichen. Oder das Kurrende-Spielen in der Tradition und Praxis der evangelischen Kirchen: Posaunenchöre spielen im Freien und auf große Entfernung – und verkünden die christliche Botschaft auch in schwieriger Zeit.
Kulturelle Bildung bereichert ein Leben lang
Den Wissenschaften vorhergehend, hat Friedrich Schiller auf den Wert gedeutet, den ein Handeln hat, bei dem es nicht um unmittelbare Zweckerfüllung geht: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Im Spiel, wenn keine Pflicht zu erfüllen ist, sind Versuch und Irrtum leichter möglich. Von der Kreativität und den Reflexionen profitieren Arbeitsprozesse. Persönlichkeit entfaltet sich. Kultur entsteht. In dem kulturellen Austausch hat unser gutes Zusammenleben eine lebendige Voraussetzung: in dem „Spielraum“, Neues zu entdecken, etwas zu wagen, Alltagsroutinen im Umgang miteinander zu überwinden. Das endet an keiner Generationengrenze.
Soforthilfe, Überbrückungshilfe: Die Solidargemeinschaft hat in dieser Zeit der Pandemie das gegenseitige Füreinander-Einstehen immer neu verabredet. „Um die Vielfalt und die Lebendigkeit der nordrhein-westfälischen Kulturszene zu erhalten“, ist das NRW-Stärkungspaket Kunst und Kultur bereitgestellt worden. Oder: Das Sonderprogramm Heimat des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung unterstützt unsere Vereine und Verbände während der Corona-Lage.
Über die Pandemie hinweg profitieren unsere Sportvereine von dem Landesprogramm "Moderne Sportstätte 2022", das in NRW 300 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um die Sport- und Begegnungsstätten instand zu setzen. In der Bewilligungsrunde am 14. Mai 2021 wurden dem Reit- und Fahrverein Oberbachem e. V. in Wachtberg 98.000 Euro zugesagt: für die angemeldete Maßnahme „Modernisierung des Reithallendaches“. Gleichzeitig bewilligt wurde ein Förderbetrag in Höhe von 10.700 Euro für den SV Wachtberg 1922 e. V. – für die Maßnahme „Überdachung der Zuschauerstehplätze und Reparatur des Kunstrasenplatzes“. Das Land Nordrhein-Westfalen steht an der Seite der Vereine, der Bruderschaften, des Kreissportbundes, der Stadt- und Gemeindesportverbände, der Kreis- und Stadtsportbünde. Viele Mitmenschen bringen sich hier ehrenamtlich ein, sie stiften Zusammenhalt. Dafür gebührt ihnen ein großes Dankeschön.
Das Engagement in Kultur und Sport ist mehr als das Einlösen von Hobby oder Interesse. Im Einklang mit dem Wort Friedrich Schillers geht es mit der erfüllten Zeit überdies um uns Menschen in „voller Bedeutung“, um die Gesundheit an Leib und Seele. Unter den Bedingungen der Pandemie erleben wir diesen Zusammenhang schmerzlich.
Langfristige Zukunftsperspektiven für Kunst und Kultur im besten Eigeninteresse der menschlichen Gemeinschaft
Die Lebensgrundlage von vielen Mitmenschen, die beruflich für die Kunst und für die Kultur arbeiten, werden in der Zeit der Pandemie besonders hart betroffen. Veranstaltungen fallen aus. Digitale Wege bieten für ein Kunsterlebnis vielfach keinen Ersatz. Hilfen haben begrenzte Reichweiten. Im besten Eigeninteresse unserer menschlichen Gemeinschaft kommt es weiterhin auf Solidarität an, aber gleichfalls darauf, für gute, langfristige Zukunftsperspektiven in Kunst und Kultur vorzusorgen. Dazu haben aktuell zwei Anträge das parlamentarische Verfahren erreicht:
In der Sitzung am 30. April 2021 hat das Plenum des nordrhein-westfälischen Landtags den Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP angenommen: KiTa mit Kultur – Kulturelle Bildung in Kindertageseinrichtungen verbindlich gestalten (107 KB). Für die kulturellen Erfahrungen gibt es im Elementarbereich frische Impulse für Kinder und Eltern. Über einzelne Lebenssituationen hinweg soll schon in den Kindertagesstätten die Neugier auf Kunst und Kultur geweckt werden. Projekte werden entwickelt, freiwillige Qualifizierungsmöglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher entstehen. Im Kulturetat des Landes, der mit der Stärkungsinitiative Kultur konsequent erhöht wurde, stehen entsprechende Mittel bereit.
Ebenfalls in den Landtag eingebracht worden ist der Gesetzentwurf der Landesregierung zum Erlass eines Kulturgesetzbuches (895 KB): mit der ersten Lesung am 20. Mai 2021. Das Gesetzesvorhaben gilt nicht zuletzt dem Anliegen, die Situation für Kulturschaffende zu verbessern – und die kulturelle Vielfalt noch lebendiger zu machen, die NRW in allen Landesteilen auszeichnet. Gesetze und Verordnungen, die bisher mehr oder weniger unverbunden sind, werden in einsichtige Beziehungen gebracht. Es geht um Sicherheit für Kunst und Kultur in unserem Bundesland – und vor allen Dingen für Mitmenschen, die sich dafür engagieren. Zu den Stichworten (180 KB) gehören die Übersichtlichkeit und Entbürokratisierung, Honoraruntergrenzen, Nachhaltigkeit, Rückhalt für unsere Musikschulen und Bibliotheken. Die Initiative ist im engen Austausch mit vielen kulturell Engagierten entwicklet worden.
Auch im Angesicht der positiven Entwicklungen gehört zu einer ehrlichen Betrachtung, dass uns viele kulturelle Angebote in den kommenden Wochen noch weiter fehlen werden. Die jetzigen Initiativen, um die Kulturlandschaft dauerhaft zu stärken, sind aber Impulsgeber für frische Ideen, in Zusammenhalt und in Inspiration für die gute Zukunft: mit der Unterstützung von Kreativität, aber gleichfalls mit dem daran knüpfenden Chancenreichtum, sich mit kulturellen Ausdrucksformen auseinanderzusetzen, sie zu erfassen und zu verstehen.
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