Raps, Gerste, Weizen: „Ergiebige Niederschläge ab Mitte Oktober 2023 führten immer wieder zu Unterbrechungen in der Aussaat.“ So steht es in dem „Fachbericht Ackerbau“, den die Landwirtschaftskammer NRW für den Rhein-Sieg-Kreis vorgelegt hat.
Wie sich die Produktion in den einzelnen Tätigkeitsbereichen der heimischen Landwirtschaft genau entwickelt, darüber informierte der Förderkreis Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Bonn (FKL) jetzt in Windeck. Im Rahmen des Austauschs, der jährlich stattfindet, erhielten die Gäste aus der Politik und aus der Verwaltung aus erster Hand Informationen über die konkrete Situation auf dem Milchmarkt, bei den rinderhaltenden Betrieben – und bis hin zu den Baumschulen.
Oliver Krauß: „Für diesen regelmäßigen Austausch bin ich dem Vorsitzenden Johannes Brünker und allen, die sich in dem Förderkreis engagieren, auch persönlich außerordentlich dankbar. Unsere heimischen Landwirte erarbeiten für uns täglich die besten Erzeugnisse, nach höchsten Standards. Sie sind ebenfalls Expertinnen und Experten an vorderster Stelle, wenn es darum geht, für die Artenvielfalt zu handeln, für den Klimaschutz, das Tierwohl und den Fortschritt. Im internationalen Konkurrenzdruck, der den klassisch saisonalen Anbau längst überholt, setzen wir auf die enge Kooperation. Wenn wir unsere überragende heimische Qualität im Wandel behaupten wollen, dann muss die Landwirtschaft auf uns zählen können: auf die Politik, den Handel und die Verbraucher.“
Bürokratische Hürden erscheinen oft unverhältnismäßig. Hofnachfolgen sind unsicher. Preise schwanken. Und immer wieder die Wetterextreme: Bei dem Informationsgespräch in Windeck, das auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Eheleute Christine und Christian Gelhausen stattfand, wurde konkret, was es für Saat und Ernte bedeutet, wenn Durchschnittstemperaturen zu hoch liegen, Kälteeinbrüchen abrupt kommen und Böden so nass sind, dass ein Befahren nicht mehr möglich ist.
FOTO: René Schwerdtel
In Düsseldorf sitzen die Politiker und die Landwirte am selben Tisch
In Nordrhein-Westfalen gibt es eine vielseitige Zusammenarbeit, um die heimischen Produkte mit ihrer außerordentlichen Güte konkurrenzfähig zu machen. Sie löst altes Ordnungsrecht ab. Wie Fortschritt mit wirtschaftlichem und ökologischem Gewinn gelingt, zeigt eindrucksvoll der Ausbau des Bewässerungssystems in Bornheim-Brenig. Dort hat der Wasser- und Bodenverband Vorgebirge sein Leitungsnetz erweitert und modernisiert. In der Nähe des Römerhofs wurden die Brunnen ertüchtigt, ein neuer kam hinzu. Anstelle des früheren Dieselbetriebes werden die Brunnen heute elektronisch aktiviert. Wasserrechte wurden erneuert.
Auf Einladung des Wasser- und Bodenverbandes und in Verabredung mit Oliver Krauß hat sich aktuell die nordrhein-westfälische Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Silke Gorißen, persönlich ein Bild von dem neuen Bewässerungssystem gemacht, das Land und Bund mit rund einer Millionen Euro gefördert haben. Das sind 70 Prozent der Gesamtkosten.
Vor dem landwirtschaftlichen Anwesen von Gemüsebau Pesch demonstrierte Gastgeber Norbert Pesch „live“ die Funktionalität einer Bewässerung, die letztlich mit dem Handy gesteuert werden kann. Im Vergleich werden Fahrtstrecken von 60 oder 70 Kilometern eingespart, die vor Errichtung der Anlage nötig waren, um den Betrieb der Pumpen anzupassen.
Die Modernisierung der Beregnungsanlage konnte im Frühjahr 2023 abgeschlossen werden. Seit mittlerweile einem Jahr ermöglicht sie das genau angemessene Bewässern beispielsweise auch zur Nachtzeit, wenn die Verdunstung regelmäßig geringer ist.
Die Landwirte des Wasser- und Bodenverbandes in Brenig, die den Besuch begleiteten, entnehmen das Wasser an Hydranten, die mit Wasseruhren ausgestattet sind. Über Düsenwagen, Regenmaschinen oder mit Tröpfchenbewässerung werden die Saat und die Pflanzen punktgenau erreicht.
In dem Wasser- und Bodenverband Vorgebirge ist die Ortsgruppe Brenig mit sechs weiteren Ortsgruppen verbunden: bis nach Merten und Alfter-Oedekoven. Das Gesamtnetz für die Bewässerung umfasst 90 Kilometer und rund 20 Brunnen.
Mit Hebeleffekten auch für die bessere Fruchtfolge, für das Erhalten von Nähstoffen, das Sparen von Dünger: Die neue Bewässerungsanlage, zu der in der Randlage der L 182 eine Trafostation gehört, macht sich schon im ersten Jahr umfassend bezahlt. Auch an anderen Orten auf dem Villerücken sind Brunnen ertüchtigt und neu gebaut worden.
Verbraucherverhalten entscheidet
Ministerin Silke Gorißen, die in Kleve geboren wurde und in Bonn studiert hat, unterstreicht das vitale Interesse des Landes, „unsere Betriebe zukunftssicher zu machen“. Wie belastend die Konkurrenzsituation für die heimische Landwirtschaft ist, daran ließ das Für und Wider des Gedankenaustauschs keinen Zweifel: Sinngemäß „die ganze Welt kommt mit ihren Produkten“ täglich im Großhandel an, und der Fortschritt muss im Umfeld von Billigpreisen und reduzierten Standards zu leisten sein: So und ähnlich wurde der Druck durch die internationalen Wettbewerber ins Bild gesetzt.
Bornheims Bürgermeister Christoph Becker, der ebenfalls zu dem Anwesen der Familie Pesch gekommen war, sieht neben der Politik die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Verantwortung: Wer nach besten Lebensmitteln immer wieder rufe, dürfe nicht schuldig bleiben, sie dann auch zu kaufen. Und ebenfalls ist der Handel am Zug: beispielsweise mit „Regionalecken“, um den Produkten aus der Heimat noch mehr Sichtbarkeit zu geben. Nach einer Anregung von Ministerin Silke Gorißen - und vielleicht in Verbindung mit dem wechselnden Porträt von Höfen und Familien, die für die hochwertige Versorgung täglich einstehen.
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