Der Lockdown heißt nicht, sich aus den Augen zu verlieren

16.12.2020

Menschliche Teilnahme bewahrheitet sich im Zurücktreten ebenso wie im Entgegenkommen

Zu der Bösartigkeit der Pandemie gehört „das Ausnutzen unserer menschlichen Qualität“, so hat es Ministerpräsident Armin Laschet auf den Punkt gebracht. Denn das Virus schlägt ausgerechnet dort zu, wo sich Menschlichkeit beweist: in der Nähe und Gemeinschaft. Der Lockdown, den emporschnellende Fallzahlen erzwingen, lässt Lebenssituationen noch bedrückender werden. Die gebotene Vorsicht erschwert das Zusammenkommen in den Senioren-Stiften und Pflegeeinrichtungen. Kein Online-Angebot kann den Kindern lebendiges Miteinander ersetzen. Unter dramatischen Vorzeichen wird es in unseren Krankenhäusern eng. Menschenleere Innenstädte sind der traurige Schatten des niederliegenden Handels – und des Erwerbslebens überdies.

„Auch wenn wir leidenschaftlich gerne singen, so ist unser Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie unsere Stille.“ Diesen Satz habe ich in diesen Tagen zufällig auf einer Internet-Präsenz des Kirchenchors Sankt Cäcilia aus Bornheim-Merten entdeckt. Er fängt die Dramatik der Situation deutlich ein: Abwendung wird erzwungen, um Zuwendung zu schaffen.

Was Staatshilfen zu leisten haben und was persönliche Loyalität allein zu leisten vermag: Das bezieht sich oft zwillingshaft aufeinander. Die gegenseitige Rücksicht lässt sich mit letzter Konsequenz nicht verordnen – und schon gar nicht die Teilnahme an dem Geschick der anderen. Dass unsere Gemeinschaft mit ihren vielen Gesichtern und all ihren Stimmen in der bestmöglichen Weise durch die Pandemie kommt, liegt nun oft in unseren eigenen Händen.

In unserem staatlichen Zusammenleben bewährt sich große Solidarität

Im größeren Kreis des staatlichen Zusammenlebens werden zusätzliche Haushaltsgelder mobilisiert, die Brücken über die Pandemie bauen. Erst zur Wochenfrist haben die Städte und Gemeinden insgesamt 2,72 Milliarden Euro erhalten, um krisenbedingte Gewerbesteuerverluste auszugleichen. Das Gewerbesteuerausgleichsgesetz hat für die Gemeinde Alfter eine Zuweisung in Höhe von 124.054 Euro fällig gestellt, für die Stadt Bornheim in Höhe von 2.138.188 Euro, für die Stadt Meckenheim in Höhe von 2.023.386 Euro. Auf die Stadt Rheinbach entfällt ein Ausgleichsbetrag in Höhe von 2.272.663 Euro, auf die Gemeinde Swisttal in Höhe von 128.837 Euro und auf die Gemeinde Wachtberg in Höhe von 360.429 Euro.

Aus dem Programm „Moderne Sportstätte 2022“ hat am Dienstag in dieser Woche, am 15. Dezember 2020, der 1.500. Verein in NRW einen Förderbescheid erhalten. In derselben Förderrunde war der Sportverein Wormersdorf 1946 e. V. dabei: mit einer Zusage im Umfang von 71.000 Euro, für das beworbene Vorhaben, das Vereinsheim zu modernisieren. In den Vorwochen hatte aus Meckenheim die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Ersdorf-Altendorf e. V. mit 40.584 Euro profitiert: um den Schießstand und die Aufenthaltsräume zu modernisieren. Der Tennis-Club Blau-Weiß Meckenheim e. V. wird mit 176.790 Euro unterstützt, die der Instandhaltung der Vereinsanlage zugutekommen. Nach dem Jahreswechsel werden weitere Maßnahmen aus dem Programm „Moderne Sportstätte 2022“ gefördert werden. Die Investition in die Erneuerung unserer Sport- und Begegnungsstätten sind Wertanlage für alle Generationen, für Gesundheit, Bewegung und sportlichen Wettbewerb.

Mit unermüdlichem Einsatz arbeiten die Helferinnen und Helfer im Gesundheitswesen. Großer Fleiß wird daran gewendet, bei der Digitalisierung aufzuholen. Das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket des Bundes gibt Rückenwind für die flächendeckende Digitalisierung. Gelder aus dem Digitalpakt Schule, mit Sofortausstattungsprogramm, stehen bereit. Zuletzt hatten die Schulträger 438 Millionen Euro abgerufen: 223 Millionen Euro für den Ausbau der IT-Infrastruktur, 136 Millionen Euro für die IT-Ausstattung der Schülerinnen und Schüler, 79 Millionen Euro für Dienst-Endgeräte der Pädagogen. Überall im Land werden Impfstrukturen aufgebaut. Vielleicht noch in den letzten Tagen dieses Jahres wird der Impfstoff da sein. In unserem staatlichen Zusammenleben gibt es große Solidarität.

Persönliche Nähen in räumlicher Trennung

Von der anderen Seite schließt aber erst die persönliche Aufmerksamkeit den Kreis der Verantwortungsgemeinschaft. Zu den ihr eingeschriebenen Ausdrucksmöglichkeiten zählt ebenso wie das Entgegenkommen das Zurücktreten. Das eine mit dem anderen in ein richtiges Verhältnis zu bringen, ist Aufgabe in den nächsten Tagen. Dass Nähe auch „mittelbar unmittelbar“ sein kann, dafür geben die Erzählungen von dem heiligen Nikolaus von Myra ebenso Vorbilder wie das Geheimnis von Weihnachten. Die Geschenke kommen ungeschaut, wenn auch nicht immer „durch den Kamin“. Aber diejenigen, die schenken, sind oft näher bei den Beschenkten als irgendwelche sonst.

Wenn wir uns als Weihnachtsgeschenk für einen Gutschein entscheiden, den wir bei unseren Geschäften in der Nachbarschaft einlösen können, sobald das wieder geht, zieht die Solidarität von Weihnachten größere Kreise. Wo Kontakte neu gestaltet werden, ohne die direkte Begegnung, tröstet das über gemeinschaftliche Leerstellen hinweg. Der Brief bietet sich an und natürlich das Telefonat. Aber auch die digitalen Reichweiten: Zum Beispiel habe ich mich über musikalische Grüße besonders gefreut, die ich auf den Internetseiten der Musikfreunden Fidelia Wormersdorf gefunden habe: gefühlvoll eingespielte Weihnachtslieder, die Ablenkung bringen.

Persönlich möchte ich mich vor den Weihnachtsfeiertagen sehr herzlich für die vielen guten Kontakte im zu Ende gehenden Jahr 2020 bedanken: für die konstruktive Auseinandersetzung um bestmögliche Wege, für den Zuspruch, für das begründete Gegenargument – und vor allen Dingen für die Fairness und Verbundenheit im Umgang. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Ich wünsche ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen glücklichen Jahreswechsel!