Der Mut, soziale Initiative zu ergreifen, muss wieder größer werden

08.07.2025

Politik mit Oliver Krauß am Feierabend: die „Dorfliebe“-Tour der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast in Odendorf

"Gibt es eine Stadtgemeinschaft?" - fragt Oliver Krauß die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in der schönen Gaststätte „Beim Büb“ zusammengekommen sind. Eine Dorfgemeinschaft gibt es auf jeden Fall – und um die ging es bei der Veranstaltung „Dorfliebe“, zu der die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) nach Swisttal-Odendorf eingeladen hatte.

Politisch dort zu diskutieren, wo Menschen im lockeren Rahmen aufeinandertreffen, im Restaurant oder in der Kneipe, im Club oder im Café: Das ist die Idee der „Dorfliebe“-Tour, die die KAS an ganz verschiedenen Orten in Deutschland umsetzt. Ohne „Manschetten“ soll besprochen werden, was Heimat ausmacht und was uns in der Heimat bewegt, was gut läuft oder schlecht. Eine Politikerin oder ein Politiker, die ein überörtliches Mandat vertreten, werden in die einzelnen Veranstaltungen von der KAS jeweils miteinbezogen. Bei dem Halt der „Dorfliebe-Tour in Odendorf war der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß aus Alfter zu Gast, der auch Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rhein-Sieg ist.

Professor Martin Reuber vom Büro der KAS in Bonn, der in Odendorf das Gespräch moderierte, stellte die Frage in den Raum, wie sich Demokratie in einer turbulenten Zeit bewährt, in der Lebensstile auseinandergehen, Krisen sich ineinanderreihen, Populisten erstarken. Kommen wir zu starken Kompromissen? Oder entscheiden am Ende mehr und mehr Gerichte, was geht oder was nicht geht?

Aus der Mitte der Veranstaltung heraus wird die Frage zum Thema, wie kinderfreundlich sich die Politik auf allen ihren Bezugsebenen orientiert. Kindertagesstätten stehen häufig unter Druck, selbst wenn Investitionen steigen. Schulgebäude sind oft mangelhaft. Chancen der Digitalisierung werden zu schleppend genutzt. Vor allen Dingen das fehlende Personal, der „Fachkräftemangel“, ist eine Misere, die Leistungsstörungen verursacht.

Spiegelbildlich ist ein gutes Leben im Alter auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen. Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ist eine große Herausforderung. Der Umbau der Mobilität zu neuen und nachhaltigen Angeboten ist eine zweite, verdeutlicht Oliver Krauß, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen. Öffentliche Haushalte sind bis zum Limit belastet: „Wir müssen auch im Blick auf die Landespolitik so ehrlich sein, dass wir längst nicht alles so schnell einlösen konnten, wie wir es uns vorgenommen hatten.“

Traditionelle Feiern wie die Kirmes, die Schützenfeste oder Junggesellenfeste sind tendenziell mit einer größeren Mühe umzusetzen. Sie stehen in Konkurrenz zu Angeboten in der Stadt und zu digitalen Formaten der Freizeitgestaltung. Sie haben mit Bürokratie zu kämpfen oder mit dem Rückzug in private Räume. Musik und Lautstärken werden beklagt. In der Gaststätte zum Büb erzählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von konkreten Erfahrungen.

Der Mut, soziale Initiative trotz der Widrigkeiten selbst zu ergreifen, muss wieder größer werden, war in Odendorf ein breites Meinungsbild. Ein Schlüssel ist die Kommunikation mit der persönlichen Hin- und Zuwendung.

„Jede und jeder wird unter Heimat etwas anderes verstehen“, verdeutlichte Oliver Krauß in einem kleinen Impulsvortrag: „Aber das Gefühl von Heimat hat regelmäßig mit dem Gefühl zu tun, nicht alleine in der Welt zu stehen. In der Einzahl funktioniert Heimat schlecht.“

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli jährt sich in diesem Jahr 2025 zum vierten Mal die Hochwasserkatastrophe, die die Ortschaften in der Region und zumal in Swisttal fürchterlich betroffen hat, im Sommer 2021. In ihrer Folge hat sich der Zusammenhalt und die Kraft, einander aufzuhelfen, ganz besonders bewiesen. Da, wo eine öffentliche Leistung längst nicht mehr hinkam, haben Nachbarn mit angepackt – Freiwillige, die hinzukamen – Ältere und Jüngere – die, die schon immer hier leben, und die, die hinzugezogen sind.

Ohne Wurzeln kann auch die moderne Gesellschaft dauerhaft nicht bestehen. Sie lebt desto menschlicher und desto sicherer, „wenn wir sozial leben“. Das war ein wichtiges Resümee der „Dorfliebe“-Veranstaltung in Odendorf, zu der alle eingeladen waren, die Interesse hatten.

Eine „Dorfgemeinschaft“ gibt es auf jeden Fall, hatte Oliver Krauß zu Beginn der Veranstaltung betont. Dass Solidarität sie auszeichnet und dass Heimat kein Besitzstand ist, der nur verwahrt werden könnte, stand im Ergebnis: Nicht zuletzt in der Heimat entsteht der Mut, das Neue gemeinsam zu beginnen.

Das Bonner Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung informiert im Internet regelmäßig über kommende Veranstaltungen:
https://www.kas.de/de/web/bundesstadt-bonn/veranstaltungen