
Nicht nur auf der Straße, sondern ebenso auf der Schiene soll der Verkehr klimafreundlicher und attraktiver werden. Dafür werden die Planungen vorangetrieben, die Eisenbahnstrecken des sogenannten Kölner Dieselnetzes zu elektrifizieren. Dazu zählen u. a. die Voreifelbahn (S 23), die Eifelstrecke und die Oberbergische Bahn (RB 25). Betrieben werden diese Strecken von der Deutschen Bahn mit Dieselfahrzeugen auf Basis eines Verkehrsvertrages, der bis Jahresende 2033 läuft.
„Wir müssen aufpassen, dass uns bei der Umstellung auf klimafreundlichere Antriebsformen nicht die Zeit davonläuft“, warnt Oliver Krauß, CDU-Landtagsabgeordneter aus Alfter: „Ziel muss bleiben, spätestens ab Dezember 2033 auf den meisten Dieselstrecken der Region deutlich umweltfreundlicher zu fahren.“
Jetzt kommt das Land Nordrhein-Westfalen zur Hilfe. Nach Angaben von Oliver Krauß, der selber dem Verkehrsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags angehört, werden im Zuge der ÖPNV-Offensive landesweit 22,5 Millionen Euro bereit gestellt, um die Planung von wichtigen Stadtbahn- und Eisenbahnprojekten zu beschleunigen. Die Maßnahmenliste des Förderprogramms 2021, ÖPNV und SPNV, sieht davon 122.000 Euro vor für die Planung „Erstellung Verkehrliche und Betriebliche Aufgabenstellung der Elektrifizierung Voreifelbahn“. Antragsteller ist die DB Netz AG Region West.
Die Elektrifizierung der Voreifelbahn (Bonn-Rheinbach-Euskirchen) hatte der Hauptausschuss des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) bereits im November 2018 beschlossen. „Diese Bahnstrecke hat im Rhein-Sieg-Kreis eine ganz wichtige Funktion – nicht zuletzt für die Mobilitätswende“, betont der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß. Neben dem weiteren Ausbau von eingleisigen Streckenabschnitten sei die Umstellung auf spurtstärkere Elektrofahrzeuge besonders wichtig, um den Fahrplan stabil zu halten, Ziele der Taktverdichtung verlässlich zu erreichen und die Anschlüsse an den Bahnknoten Euskirchen und Bonn sicherzustellen.
Für die Elektrifizierung der Voreifelbahn liegt inzwischen eine Kostenschätzung vor. Im Laufe des Jahres sollen zwischen der Deutschen Bahn und dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland Gespräche zum Abschluss einer Finanzierungsvereinbarung für Ausbau und Elektrifizierung der S 23 geführt werden.
Oliver Krauß: „Bei der Umstellung der Eifelstrecke im Abschnitt zwischen Hürth-Kalscheuren über Euskirchen bis nach Kall zur Einrichtung der neuen S-Bahnlinie S 15 sind wir schon einen Schritt weiter. Die Finanzierung der Elektrifizierung gilt hier als gesichert. Deutsche Bahn und NVR haben die entsprechende Planungsvereinbarung bereits vor rund zwei Jahren, am 11.02.2019, unterzeichnet. Inzwischen wurden die Betrieblichen und Verkehrlichen Aufgabenstellungen definiert. Die Planungsleistungen wurden europaweit ausgeschrieben und Ingenieurbüros beauftragt. Aktuell finden sogenannte planungsbegleitende Maßnahmen wie Vermessungsarbeiten statt. Die Bahnsteige entlang der Strecke sollen auf eine Höhe von 96 cm für einen barrierefreien Einstieg in die S-Bahnfahrzeuge angepasst werden.“ Auf rheinland-pfälzischer Seite gäbe es ebenfalls eine Initiative zur Elektrifizierung der Eifelstrecke, die sich hinter der NRW-Landesgrenze in Richtung Trier fortsetzt.
Zu schaffen machen dem Öffentlichen Personennahverkehr aktuell die Folgen der Corona-Pandemie: Fahrgeldeinnahmen fehlen, auflebende Infektionsketten durchkreuzen kurzzeitige Erholung, auf der Aufwandsseite sind Einsparmöglichkeiten knapp. „Hinzu kommt leider der schon länger spürbare Mangel an Fachkräften nicht nur bei der Suche nach Triebfahrzeugführern“, stellt der Verkehrspolitiker Oliver Krauß ernüchtert fest. Vergleichbar, jedoch weniger beobachtet von der Öffentlichkeit, seien fehlende Ingenieure oft die Ursache, „dass wir gerade bei Bauvorhaben im Verkehrsbereich nicht so schnell vorankommen, wie erhofft.“ Einerseits fehle der Deutschen Bahn oft Fachpersonal, um selber planen zu können. Andererseits sei eben dadurch auch die Vergabe der Planungen an externe Ingenieure erschwert: „Denn auch externe Planungen müssen von fachkundigen Mitarbeitern der Bahn koordiniert und begleitet werden.“
Oliver Krauß verweist auf die Notwendigkeit, zusätzliche alternative Antriebsformen in Dienst zu nehmen, um eine wirkliche Verkehrswende zu schaffen: „Im Nahverkehr würde die Schiene noch ‚grüner‘, wenn es gelingen kann, bei künftigen Ausschreibungen Ökostrom in die Vergaben einzubauen.“ Auf Strecken, die nicht für eine Elektrifizierung in Frage kommen, sei neue Technologie gefordert – und gleichfalls „Kreativität“, um bereits in Phasen der Überbrückung die Effizienz zu steigern und die Klimabilanz zu verbessern: „Gerade auf Eisenbahnstrecken, bei denen die nachträgliche Einrichtung einer durchgehenden Oberleitung zu aufwendig oder überhaupt nicht realisierbar ist, muss der Einsatz von Akku- oder Wasserstoffzügen sorgfältig geprüft werden“, so Oliver Krauß. So seien die Eisenbahntunnel entlang der Ahr nicht hoch genug, um für die dortigen Züge eine Oberleitung einzuziehen.
Vermehrt wird der Einsatz von Wasserstoff nicht nur auf der Straße, sondern auch im Eisenbahnbereich gefordert. Schon heute gibt es einige Strecken, die mit Wasserstoffzügen betrieben werden. Für Wasserstoff als Energieträger einer Brennstoffzelle spricht die große Reichweite. Erforderlich ist jedoch eine eigene Tank-Infrastruktur. Zudem soll wegen des Umwelt- und Klimaschutzes grüner, also durch Ökostrom erzeugter Wasserstoff, zum Einsatz kommen.
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