
Am ersten Sonntag in der „Passionszeit“ und "österlichen Bußzeit", vier Tage nach dem Aschermittwoch, ist die Versuchung von Jesus Christus durch den Teufel das Evangelium, das in der evangelischen und in der katholischen Kirche gelesen wird.
„Keine Kostüme mehr, keine Masken und kein Alaaf.“ Nach dem Karneval ist die Leidens- und Fastenzeit angekommen. Pfarrerin Elisabeth Berg stellt an diesem Sonntag in der Evangelischen Versöhnungskirche in Swisttal-Buschhoven klar: Die Versuchung ist eine „ernste Sache“.
Vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens wird „Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde“. So beginnt das 4. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, das Presbyterin Nicole Beißel in Buschhoven vorträgt. Drei Mal stellt der Satan Jesus, der zuvor 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, auf die Probe: „Bist Du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ Das ist die erste von drei Versuchungen. Aber Jesus diskutiert nicht. Er hält sich an Gottes Wort. Drei Mal wird er widerstehen – bis der Teufel ihn verlässt.
Und heute? Die Kanzelrede in der Buschhovener Versöhnungskirche hält der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß. „Denkt Ihr, dass der Teufel schläft?“ Diese Frage, die Martin Luther vor genau 503 Jahren, am 9. März 1522, an die Gemeinde in Wittenberg gerichtet hatte, aktualisiert Oliver Krauß nun in Buschhoven.
Der Reformator gab damals selbst die Antwort: Der Satan „schläft nicht, sondern er sieht das wahre Licht aufgehen“. Und dem Licht will er „seitwärts beikommen“. Das heißt: mit List und Tücke.
Der Teufel kommt von „seitwärts“. Auch heute. Oliver Krauß macht in Buschhoven die Strategie von Machthabern sichtbar, die Gegensätze ganz bewusst aufbauen – um dazwischen hin und her zu lavieren, wie es ihnen passt. Der Politiker aus Alfter warnt vor der Verdrehung des Wortes in unserer Zeit: Extremisten erfinden sich den Begriff ‚Remigration‘. Ihre Parolen, mit denen sie spalten und ausgrenzen, nennen sie zynisch einen „Heimatschutz“.
Dass sich Möglichkeiten erschöpfen, das heißt für Christen nicht, dass sie in den Notlagen nicht alles tun sollten, was sie realistisch können, bekräftigt Oliver Krauß in deutlichen Worten: „Begrenzte Mittel sind kein Freibrief dafür, dass das Leid der anderen mit System übergangen wird.“
Niemand kann so vorsichtig sein, „dass er nicht doch manchmal bei seinen Überlegungen auf Abwege käme“, sagt Philipp Melanchthon. Der zweite große Reformator in Deutschland, der Martin Luther begleitet hat, hat in der Mitte des 16. Jahrhunderts auch in Buschhoven gewirkt. Eine hybride Kriegführung, Desinformation, Manipulation: Die Besorgnis von Philipp Melanchthon ist in unserer Zeit hochaktuell.
Gottes Wille – oder unser Wille?
Keine Diskussion mit dem Teufel. Als die Versuchung in der Wüste da ist, hält Jesus am Wort Gottes fest: unverfälscht.
Was bedeutet die Wirklichkeit Gottes für uns? „Wollen wir heute wieder Türme bauen, wie es die Menschheit in Babel getan hat?“ In der Versöhnungskirche ruft Krauß den legendären Turmbau ins Gedächtnis: „mit Spitzen bis an den Himmel“, damit wir uns als Menschen „einen Namen“ machen. Wollen wir heute wieder „auf eigene Rechnung“ vorgehen – und es in Kauf nehmen, dass sich die Sprache verwirrt, dass wir einander immer weniger verstehen? So wie damals?
Wie immer sie sich äußern mag: Die Versuchung ist „eine ernste Sache“. So hat es Pfarrerin Elisabeth Berg zu Beginn des bewegenden Gottesdienstes in Buschhoven gesagt. Jesus überwindet den Versucher. Er entgegnet dem Teufel mit dem, was "geschrieben" steht: „Du sollst anbeten den Herrn, Deinen Gott, und ihm allein dienen.“ Die Aufforderung von Oliver Krauß ist klar: „Halten wir es also wie Jesus in der Wüste: Sagen wir immer wieder Nein zum Hass und immer wieder Ja zu Liebe, Glaube und Hoffnung.“
Der Landtagsabgeordnete weist zudem auf die Gemeinsamkeiten von Kirche und Politik hin: „Die Kirchen müssen ebenso wie die demokratischen Parteien unter schwierigen finanziellen Bedingungen überzeugende Argumente liefern, warum es gut ist, Mitglied zu sein, es zu bleiben oder zu werden. Standortbestimmungen: Es geht um das Wort, das gilt. Es geht um den Sinn, der geschenkt wird und den wir selbst schenken."

V.L. Pfarrerin Elisabeth Berg, Presbyterin Nicole Beißel, Oliver Krauß MdL
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